Die Verbreitung der Asiatischen Hornisse in Baden-Württemberg nimmt weiter zu. Immer mehr Nester werden entdeckt, und Experten suchen nach effektiveren Methoden, um die invasive Art zu bekämpfen. In Karlsruhe wird nun ein neuartiges Verfahren mit heißem Wasserdampf eingesetzt, das als umweltfreundlich und effizient gilt.
Inhaltsverzeichnis:
- Harald Wiedemann und die Entdeckung des ersten Nests
- Neuer Einsatz in Kraichtal-Münzesheim
- Merkmale der Asiatischen Hornisse
- Neue Technik und mögliche Zukunft
Harald Wiedemann und die Entdeckung des ersten Nests
Vor elf Jahren fand der Hornissenfachberater Harald Wiedemann aus Karlsruhe das erste Nest der Asiatischen Hornisse in Deutschland. Der Fundort lag in Waghäusel im Landkreis Karlsruhe. Seit diesem Zeitpunkt ist Wiedemann landesweit im Einsatz. Die Zahl der gemeldeten Nester steigt jedes Jahr. Besonders betroffen sind die Regionen um Karlsruhe, Bruchsal und Kraichtal.
Die invasive Art, wissenschaftlich als Vespa velutina nigrithorax bezeichnet, gilt als Bedrohung für Bienen und bestimmte Pflanzenarten. Bürgermeister Tobias Borho aus Kraichtal bestätigt, dass auch in seiner Gemeinde die Zahl der Sichtungen zunimmt. Er besuchte persönlich einen der Einsätze, um sich die neue Bekämpfungsmethode anzuschauen.
Neuer Einsatz in Kraichtal-Münzesheim
In Kraichtal-Münzesheim befand sich ein weiteres Nest auf einem Schulgelände in etwa 10 Metern Höhe. Harald Wiedemann und der Biologe Manfred Verhaagh führten dort den Einsatz mit der neuen Methode durch. Verhaagh arbeitete bis zu seinem Ruhestand am Naturkundemuseum in Karlsruhe und begleitet die Versuche wissenschaftlich.
Während des Einsatzes füllt Wiedemann Wasser in einen Kompressor. Durch ein langes Rohrsystem leitet er heißen Dampf in das Nest. Innerhalb weniger Sekunden entsteht eine weiße Dampfwolke. Die Temperaturen erreichen bis zu 90 Grad. Laut Verhaagh sterben die erwachsenen Hornissen ab etwa 46 Grad, die Brut schon bei niedrigeren Temperaturen.
Die Feuchtigkeit erhöht das Gewicht des Nests, bis es nach wenigen Minuten von selbst zu Boden fällt. Der gesamte Prozess dauert nur wenige Minuten und gilt als sehr effektiv. Für die Schüler der nahegelegenen Schule war der Einsatz ein spannendes Schauspiel.
Merkmale der Asiatischen Hornisse
Die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) beschreibt die Körperfärbung als das wichtigste Unterscheidungsmerkmal. Eine kurze Übersicht zeigt die Unterschiede:
- Asiatische Hornisse (Vespa velutina nigrithorax)
- Kleinere Körpergröße
- Schwarze Brust
- Gelbe Beine
- Dunkler Hinterleib mit gelber Binde - Heimische Hornisse (Vespa crabro)
- Größer als die Asiatische Hornisse
- Hellere Grundfärbung
- Schwarz-gelb gestreifter Hinterleib mit Punkten
- Rotbraune Beine und Brust
Die Asiatische Hornisse bedroht die heimische Tierwelt und den Bienenbestand. Ihre Anpassungsfähigkeit und die hohe Fortpflanzungsrate machen sie zu einer ernsthaften Gefahr für lokale Ökosysteme.
Neue Technik und mögliche Zukunft
Die Methode mit heißem Wasserdampf wurde über mehrere Jahre entwickelt. Wiedemann und Verhaagh suchten lange nach einem Hersteller, der die notwendige Apparatur liefern konnte. Seit Frühjahr dieses Jahres wird das Verfahren in mehreren Gemeinden getestet.
Die Vorteile sind deutlich:
- Keine chemischen Mittel
- Schnelle Wirkung
- Geringes Risiko für andere Insektenarten
- Kurze Einsatzzeit
Harald Wiedemann zieht erst am Ende des Prozesses einen Schutzanzug an, um die verbliebenen Tiere mit einem speziellen Sauger zu entfernen. Die meisten Hornissen sterben so schnell, dass sie keine Warnsignale an Artgenossen abgeben können.
In Zukunft könnten Gemeinden und Imkervereine die Geräte selbst erwerben. Die Marktreife wird für das kommende Jahr erwartet. Damit könnte Baden-Württemberg als erstes Bundesland über ein standardisiertes, umweltfreundliches Verfahren zur Bekämpfung der invasiven Art verfügen.
Die Kombination aus Effizienz, Nachhaltigkeit und Sicherheit macht die Dampf-Methode zu einem möglichen Wendepunkt im Umgang mit der Asiatischen Hornisse.
Quelle: SWR, YouTube