Die anhaltende Trockenheit und extreme Temperaturen führen in der Region Karlsruhe zu einer deutlich erhöhten Wald- und Flächenbrandgefahr. Feuerwehren, Forstbehörden und Landratsämter reagieren mit präventiven Maßnahmen, Verboten und verstärkten Kontrollen, um größere Schäden zu verhindern. Die Lage ist laut Experten ernst und wird sich in den kommenden Wochen kaum entspannen.
Florian Geldner warnt vor zunehmender Brandgefahr
Florian Geldner, Leiter der Branddirektion Karlsruhe, stuft die aktuelle Waldbrandgefahr als sehr hoch ein – mit weiter steigender Tendenz. Bereits jetzt registrierte die Feuerwehr mehrere Brände in der Region: Im Hardtwald bei Stutensee brannten rund 10.000 Quadratmeter Fläche. Der Schaden lag zwischen 15.000 und 20.000 Euro. Auch in Karlsruhe-Neureut, Waghäusel und bei Sandhausen mussten Feuer gelöscht werden.
"Im Vergleich zum Vorjahr rechnen wir mit einem heißeren, trockeneren Sommer – und entsprechend mehr Bränden", erklärt Geldner. Auch wissenschaftliche Studien bestätigen die Entwicklung: Die Häufigkeit von Vegetationsbränden nimmt in ganz Baden-Württemberg kontinuierlich zu.
Besonders problematisch sei, dass viele Brände durch menschliches Fehlverhalten entstehen. Grillen im Wald, unachtsam entsorgte Asche oder weggeworfene Zigaretten seien laut Geldner nach wie vor Hauptursachen für Brände. Auch heiße Auspuffanlagen parkender Autos können Grasflächen entzünden.
Landkreis Karlsruhe erlässt strikte Grill- und Rauchverbote
Das Kreisforstamt Karlsruhe hat am 24. Juni eine Allgemeinverfügung erlassen, die das Grillen und jegliches offene Feuer im Wald verbietet – auch tragbare Grills sind betroffen. Die Regelung gilt für den gesamten Landkreis und bleibt in Kraft, bis sie offiziell aufgehoben wird.
Darüber hinaus erinnert das Landratsamt an das ganzjährige Rauchverbot im Wald von März bis Oktober. In den kommenden Tagen sollen vermehrt Kontrollen stattfinden. Wer gegen das Grill- oder Rauchverbot verstößt, muss mit einem Bußgeld von bis zu 2.500 Euro rechnen.
Die Entscheidung folgt auf mehrere Brandereignisse: Zwischen Stutensee und Eggenstein-Leopoldshafen entstand ein Vegetationsbrand auf 1.500 Quadratmetern. Auch in Waghäusel, Karlsruhe und neben der A5 bei Sandhausen kam es zu Flächenbränden. Die Polizei meldete dabei Schäden auf einer Fläche von vier Fußballfeldern – Menschen kamen nicht zu Schaden.
Feuerwehr trainiert gezielt für Vegetationsbrände
Die Feuerwehr Karlsruhe fühlt sich gut vorbereitet – durch regelmäßige Übungen und gezielte Einsatztrainings. In diesem Jahr liegt der Schwerpunkt auf Vegetations- und Waldbrandbekämpfung. Am vergangenen Samstag fand eine Großübung mit 100 Einsatzkräften auf 5.000 Quadratmetern statt. Unterstützt wurden sie dabei von Drohnenteams des Arbeiter-Samariter-Bundes.
Geldner betont jedoch: Trotz aller Vorbereitung ist die Feuerwehr auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen. "Wer Brände oder Rauchentwicklung früh meldet, hilft entscheidend dabei, größere Schäden zu vermeiden."
Die Herausforderungen bei Wald- und Flächenbränden seien vielfältig: Oft sei kein Hydrant in der Nähe, sodass Wasser aufwendig zugeführt werden müsse. Zudem sei es in vielen Fällen schwierig, die genaue Lage des Brandes zu bestimmen – besonders in abgelegenen Waldgebieten.
Weitere Regionen in Baden-Württemberg betroffen
Laut dem Deutschen Wetterdienst gilt in 42 von 60 Messstationen in Baden-Württemberg die zweithöchste Warnstufe für Waldbrandgefahr. Die Stufe 4 von 5 steht für „hohe Gefahr“. An den übrigen Stationen gilt die mittlere Gefahrenstufe.
Auch in anderen Landkreisen wurden Maßnahmen ergriffen:
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Rhein-Neckar-Kreis: Feuerstellen in Reilingen, Oftersheim und Walldorf gesperrt. Grillverbot auch auf öffentlichen Plätzen.
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Landkreis Biberach: Wasserentnahme aus Flüssen und Seen bis zum 15. Juli verboten.
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Landkreise Böblingen, Ravensburg und Bodenseekreis: Ähnliche Wasserentnahmeverbote ausgesprochen.
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Metzingen: Auf einem Firmengelände gerieten Papierpaletten in Brand, was zu starker Rauchentwicklung führte.
In vielen Teilen des Oberrheingrabens, rund um Stuttgart, Reutlingen und Freiburg, besteht laut Integrierter Leitstelle ebenfalls erhöhte Brandgefahr. Es wird erwartet, dass auch dort Grillverbote folgen.
Maßnahmen und Gefahren nach Region
Region | Maßnahmen | Gefahrenstufe (DWD) | Letzte Brände |
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Landkreis Karlsruhe | Grill- und Feuerverbot, Kontrollen | Hoch (Stufe 4) | Hardtwald, Waghäusel, A5 bei Sandhausen |
Rhein-Neckar-Kreis | Grillverbote in Reilingen, Walldorf | Hoch (Stufe 4) | keine neuen Brände gemeldet |
Landkreis Biberach | Wasserentnahmeverbot bis 15.07. | Mittel bis Hoch | keine bekannt |
Metzingen | keine besonderen Maßnahmen bekannt | Mittel | Brand auf Firmengelände |
Trockenheit bleibt – kaum Regen in Sicht
Seit März hat es in der Region kaum geregnet, obwohl die Böden nach dem nassen Winter zunächst gut versorgt waren. Bäume und Pflanzen benötigen im Frühjahr und Frühsommer besonders viel Wasser. Sonne, Wind und Hitze lassen den Feuchtigkeitsgehalt nun rapide sinken.
Laut Anne Klama vom Forstamt Karlsruhe ist auch in den kommenden Wochen keine grundlegende Wetteränderung zu erwarten. Lokale Unwetter seien möglich, aber schwer vorherzusagen. Der Waldbrandindex des Deutschen Wetterdienstes bleibt stabil im Bereich „mittel bis hoch“.
Weitere Informationen zur aktuellen Gefahrenlage und tagesaktuelle Warnungen finden sich auf der Website des DWD: www.dwd.de/warnungen
Die Region Karlsruhe steht vor einem herausfordernden Sommer. Hohe Temperaturen, ausbleibender Regen und menschliches Fehlverhalten erhöhen die Waldbrandgefahr erheblich. Behörden und Einsatzkräfte setzen auf Prävention, strikte Vorschriften und breite Information der Bevölkerung. Nur durch schnelles Handeln und kollektive Vorsicht lässt sich eine Eskalation der Lage verhindern.
Quelle: SWR, KA-NEWS