Ameisenplage in Knielingen wächst
Ameisenplage in Knielingen wächst, pixabay/Foto illustrativ

Immer mehr Gärten und Wohnungen in Karlsruhe sind betroffen. Nach dem massiven Auftreten der sogenannten Kehler Ameise, ist nun eine zweite invasive Art in Baden-Württemberg nachgewiesen worden. Die vergessene Wegameise (Lasius neglectus) wurde im Stadtteil Knielingen entdeckt. Die Tiere verbreiten sich schnell und stellen eine wachsende Bedrohung für die Infrastruktur und das alltägliche Leben der Bewohner dar.

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Vergessene Wegameise in Karlsruhe-Knielingen entdeckt

In Knielingen wurde erstmals die aus dem Schwarzmeerraum stammende Lasius neglectus nachgewiesen. Sie bildet sogenannte Superkolonien, die aus vielen Nestern bestehen und zahlreiche Königinnen beherbergen. Diese Strukturen ermöglichen es den Ameisen, sich schnell auszubreiten und schwer kontrollierbar zu bleiben. Der Biologe Manfred Verhaagh, ehemals am Naturkundemuseum Karlsruhe tätig, beobachtet den Befall weiterhin aufmerksam.

Die Superkolonien der vergessenen Wegameise können Milliarden Tiere umfassen. In Budapest gibt es ein dokumentiertes Beispiel mit rund 10 Milliarden Ameisen. Auch wenn Karlsruhe dieses Ausmaß noch nicht erreicht hat, wächst die Kolonie in Knielingen kontinuierlich. Verhaagh warnt vor einer deutlichen Zunahme in den kommenden Jahren.

Mehrere Städte in Baden-Württemberg betroffen

Karlsruhe ist bereits der vierte Ort im Bundesland, in dem Lasius neglectus entdeckt wurde. Zuvor gab es Funde in Bad Säckingen, Pleidelsheim und Wehr. Das Hauptproblem: Die Kolonien wachsen jährlich, neue Königinnen werden geboren, und mit ihnen nimmt der Befall zu. Die Tiere gelangen häufig über importierte Pflanzen wie Olivenbäume nach Deutschland – insbesondere über Gartencenter.

Die Stadt Karlsruhe ist über das Problem informiert, aber gesetzlich nicht zur Bekämpfung auf Privatgrund verpflichtet. Beschwerden von Bürgern erreichen regelmäßig die Behörden, die sich dann an Experten wie Verhaagh wenden. Viele betroffene Anwohner fühlen sich dennoch allein gelassen und reagieren mit eigenen Maßnahmen gegen die Ameisenplage.

Kreative Bekämpfung auf eigene Faust

Anwohner setzen unterschiedliche Methoden ein, um die Ameisen fernzuhalten. Darunter:

  • Klebeband um Fensterrahmen
  • Blaue Leimringe an Bäumen
  • Fliegengitter zum Abdichten von Öffnungen
  • Hausmittel wie Backpulver
  • Kommerzielle Ameisenköder

Eine betroffene Mutter berichtet, dass ihr gesamtes Haus vom Befall betroffen sei. Die Familie habe alles ausprobiert – erfolgreich war erst der Einsatz spezieller Köder. Sie betont, dass der Befall nichts mit mangelnder Hygiene zu tun habe. Das bestätigt auch Verhaagh.

Dauerhafte Ausrottung kaum möglich

Die Ameisen wandern einfach weiter, wenn sie aus einem Bereich vertrieben werden. Laut Verhaagh hilft heißes Wasser kurzfristig, aber eine nachhaltige Lösung sei schwierig. Statt vollständiger Ausrottung müsse das Ziel sein, die Tiere unter Kontrolle zu bringen. Ein „Management“ der Population sei realistischer als ihre vollständige Vernichtung.

Die Situation bleibt angespannt. Weitere Ausbreitung der vergessenen Wegameise in Baden-Württemberg ist wahrscheinlich. Die Städte stehen vor einer wachsenden Herausforderung, deren Lösung noch nicht absehbar ist.

Quelle: SWR