Immer weniger Schmetterlinge sind in freier Natur zu sehen. Die neue Rote Liste, veröffentlicht in Karlsruhe, zeigt, dass sich der Zustand dieser Insekten weiter verschlechtert. In Baden-Württemberg gilt inzwischen nur noch ein Drittel der Arten als ungefährdet. Die Landesanstalt für Umwelt und das Naturkundemuseum Karlsruhe legten aktuelle Zahlen vor. Die Zahl der gefährdeten Schmetterlingsarten ist in den letzten 20 Jahren um 17 Prozent gestiegen.
Inhaltsverzeichnis:
- Ulrich Maurer warnt vor Aussterben der Großschmetterlinge
- Robert Trusch dokumentiert dramatische Rückgänge
- Neue Arten dank Klimawandel
- Hoffnung auf Rückkehr des Augsburger Bären
Ulrich Maurer warnt vor Aussterben der Großschmetterlinge
Laut Ulrich Maurer, Präsident der Landesanstalt für Umwelt in Karlsruhe, gehören Schmetterlinge zu den am stärksten bedrohten Tierarten des Bundeslandes. Gemeinsam mit Forschern des Naturkundemuseums Karlsruhe entstand eine neue Fassung der Roten Liste. Sie basiert auf aktuellen Erhebungen und Beobachtungen.
Etwa die Hälfte aller Großschmetterlinge in Baden-Württemberg ist laut Liste vom Aussterben bedroht. Diese Daten beruhen auf einer Auswertung von über 1,8 Millionen Beobachtungen. Seit dem letzten Bericht im Jahr 2002 hat sich die Menge der verfügbaren Informationen verdreifacht.
Robert Trusch dokumentiert dramatische Rückgänge
Der Schmetterlingsexperte Robert Trusch nennt den Silberfleckbläuling als ein besonders gefährdetes Beispiel. Diese Art kam früher regelmäßig auf den Sandheiden der Oberrheinebene vor. Heute sind nur noch zwei kleine Vorkommen bekannt:
- bei Stollhofen im Kreis Rastatt
- bei Ettlingen im Kreis Karlsruhe
Beide Standorte liegen in extensiv genutzten Gebieten, in denen keine intensive Landwirtschaft stattfindet. Obwohl der Silberfleckbläuling Teil des baden-württembergischen Artenschutzprogramms ist, sinkt seine Zahl weiter. Ein vollständiges Aussterben ist nicht auszuschließen.
Neue Arten dank Klimawandel
Nicht alle Entwicklungen sind negativ. Einige wärmeliebende Arten wie der Karstweißling und die Dunkelbraune Brombeereule breiten sich derzeit in Baden-Württemberg aus. Diese Schmetterlinge gelten als anpassungsfähig und nicht gefährdet. Der Klimawandel begünstigt ihre Verbreitung.
Diese Arten konnten neu einwandern und sind in mehreren Regionen regelmäßig zu beobachten. Sie stellen aber keine Alternative zu den bedrohten heimischen Arten dar.
Hoffnung auf Rückkehr des Augsburger Bären
Der Augsburger Bär, seit 1991 verschollen, gilt als lokal stark gefährdet. Zwei ungesicherte Sichtungen auf der Schwäbischen Alb in den Jahren 2008 und 2018 geben Grund zur Hoffnung. Wissenschaftler wie Robert Trusch hoffen auf einen Wiederfund. Bisher fehlen jedoch eindeutige Nachweise.
Ein erfreuliches Beispiel bietet die Hofdame. Diese Schmetterlingsart galt als ausgestorben, bis 2019 auf der Ostalb nahe eines Naturschutzgebiets ein Exemplar entdeckt wurde. Letzte gesicherte Funde datierten aus dem Jahr 1970. Der Wiederfund zeigt, dass es selbst nach Jahrzehnten noch Überraschungen geben kann.
Quelle: SWR