Ständige Probleme an den Sicherheitskontrollen sorgen am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden für wachsenden Unmut. Immer mehr Passagiere verpassen ihre Flüge. Im ersten Halbjahr 2025 blieben rund 700 Menschen am Boden, weil es zu langen Wartezeiten bei der Kontrolle kam. Die CDU und FDP im baden-württembergischen Landtag fordern nun Aufklärung von der Landesregierung. Dabei stehen insbesondere die Rolle des Regierungspräsidiums Stuttgart sowie die Personalplanung des beauftragten Sicherheitsdienstleisters im Fokus.
Inhaltsverzeichnis:
- CDU-Antrag von Cornelia von Loga erhöht Druck
- FDP-Abgeordneter Christian Jung kritisiert Landesregierung
- Flughafenleitung warnt vor Imageschaden
- Maßnahmen gegen Personalengpässe angelaufen
- Hinweise für Reisende
CDU-Antrag von Cornelia von Loga erhöht Druck
Cornelia von Loga, CDU-Abgeordnete für den Wahlkreis des Flughafens, hat einen Antrag mit 15 Fragen an die Landesregierung gestellt. Ziel ist es, strukturelle Schwächen offen zu legen. Der Antrag wurde im Verkehrsausschuss eingereicht. Besonders interessiert zeigt sich die CDU an der Fachaufsicht des Regierungspräsidiums Stuttgart und an der Frage, ob strukturelle Reformen notwendig sind.
Die Union warnt davor, den wirtschaftlichen Vorteil des Flughafens Karlsruhe/Baden-Baden zu gefährden. Der Flughafen liegt verkehrsgünstig und ist für die Region von wirtschaftlicher Bedeutung. Wiederholte Ausfälle und Versäumnisse bei der Sicherheitskontrolle könnten das Vertrauen der Fluggesellschaften und Reisenden dauerhaft beschädigen.
FDP-Abgeordneter Christian Jung kritisiert Landesregierung
Auch Christian Jung von der FDP meldet sich deutlich zu Wort. Der Landtagsabgeordnete aus Bretten äußert Unverständnis über die wiederholten Ausfälle an der Sicherheitskontrolle. Er fordert, dass Verkehrsminister Winfried Hermann als Vorsitzender des Aufsichtsrats endlich aktiv wird.
Die FDP hat ebenfalls eine Anfrage an die Landesregierung gestellt. Beide Oppositionsparteien wollen wissen, warum es immer wieder zu Personalausfällen kommt, wie sich die Situation entwickeln wird und ob ein Wechsel des Sicherheitsdienstleisters in Betracht gezogen wird.
Ein zentraler Kritikpunkt ist, dass die Sicherheitskontrolle nicht durch die Bundespolizei, sondern durch das Regierungspräsidium Stuttgart organisiert wird. Dieses beauftragt externe Firmen, die laut Behördenangaben oft kurzfristig kein ausreichendes Personal bereitstellen können – besonders bei Krankmeldungen.
Flughafenleitung warnt vor Imageschaden
Uwe Kotzan, Geschäftsführer des Baden-Airparks, sorgt sich um das Image des Flughafens. Er verweist auf die zuverlässige Arbeit des Flughafenpersonals und der Fluggesellschaften, die durch externe Probleme unnötig belastet würden. Er fordert bessere Planung und Kontrolle durch das Regierungspräsidium.
Der Flughafen wird täglich von rund 8.000 Passagieren genutzt. Im Jahr 2024 lag das Passagieraufkommen bei etwa 1,8 Millionen. Kotzan sieht die fünf derzeit verfügbaren Kontrollspuren als ausreichend – unter der Voraussetzung, dass alle mit Personal besetzt sind. Für weiteres Wachstum gebe es bereits abgestimmte Pläne zur Erweiterung der Kapazitäten.
Das Regierungspräsidium wiederum schlägt vor, den Flugplan stärker zu entzerren. Derzeit sei die Grenze des in angemessener Zeit kontrollierbaren Passagieraufkommens erreicht oder überschritten.
Maßnahmen gegen Personalengpässe angelaufen
Die Behörde in Stuttgart arbeitet daran, mehr Sicherheitskräfte über den beauftragten Dienstleister zu gewinnen. Bereits am 1. April konnten sieben neue Kontrollkräfte eingestellt werden. Vier weitere wurden ausgebildet und stehen seit Juli zur Verfügung. Das Regierungspräsidium sieht sich für die Hauptreisezeit personell besser aufgestellt als noch zu Jahresbeginn.
Ein strukturelles Problem ist laut Behörde auch das industrielle Umfeld rund um Baden-Baden. Gut bezahlte Jobs in der Industrie erschweren die Suche nach Personal für den Sicherheitsdienst. Die Personalgewinnung erfolgt unter diesen Bedingungen langsamer als geplant.
Im ersten Halbjahr 2025 wurden 346 offizielle Entschädigungsanträge gestellt. Im gesamten Jahr 2024 waren es 450. Da viele Betroffene keine Ansprüche geltend machen, dürfte die tatsächliche Zahl verpasster Flüge deutlich höher liegen. Die Betreiber schätzen, dass allein zwischen Januar und Juni etwa 700 Reisende betroffen waren.
Hinweise für Reisende
Die Behörden empfehlen Passagieren:
- Mindestens 90 bis 120 Minuten vor Boardingende an der Sicherheitskontrolle zu sein.
- Bei internationalen Flügen: Direkt nach der Kontrolle zur Grenzabfertigung weiterzugehen.
- Zwischen 2,5 und 3 Stunden vor Abflug am Flughafen einzutreffen.
Aktuelle Hinweise veröffentlicht der Flughafen regelmäßig auf seiner Webseite. Besonders in der Sommerzeit wird geraten, mit mehr Vorlaufzeit zu planen, um Stress und verpasste Flüge zu vermeiden. Die Landesregierung hat nun 2 bis 3 Wochen Zeit, auf die Anfragen von CDU und FDP zu antworten. Das fällt exakt in den Beginn der Ferienzeit.
Quelle: SWR